Am frühen Morgen wachen wir auf. Der Wiedervereinigungsexpress wird in Kürze unser nächstes Ziel erreichen. Man staune, wie erreichen dann Huế doch sehr pünktlich. Mal sehen was uns hier erwartet. Wir hieven unser Gepäck aus dem Zug. Am frühen Morgen ist es hier in Huế bereits verdammt heiß, viel wärmer als in Hanoi. Vor dem Bahnhof werden die Touris von ihren Guides empfangen. Wir werden von einer kleinen unscheinbaren jungen Frau in Empfang genommen, die ein Schild mit unseren Namen trägt. Sie macht gleich von Anbeginn einen guten Eindruck auf uns. Sie heißt Phung. Wir besteigen wieder einen bereits schön gekühlten Ford-Transit und dürfen als erstes in unser Hotel, das Gold Hotel, einchecken und hier etwas Frühstücken. Anschließend machen wir uns frisch und es geht bereits los zur Sightseeing-Tour. Unser erstes Ziel ist die Thien Mu Pagoda. Uns erwartet auf dem Weg dorthin nicht das Verkehrschaos wie in Hanoi, auf dem Land scheint es offenbar „ruhiger“ zuzugehen. Wir steigen aus unserem Auto aus und müssen uns vor Schreck fast die Ohren zuhalten. Uns schlägt ohrenbetäubender Lärm entgegen – von Zikaden. Es ist schlimmer als bei einem AC-DC Konzert. Wir verstehen unsere kleine zierliche Reiseleiterin vor lauter Krach um uns herum nicht/kaum. Wir steigen die Stufen zur Pagode hinauf und suchen uns ein ruhiges Örtchen, wo es verständlicher ist. Phung erzählt uns viel von der Historie der Stadt und über die Pagode. Wir haben vermutlich einen Glücksgriff mit dieser Reiseleiterin gemacht. Wir gehen etwas auf dem Gelände herum und schauen uns alles an. Am Ende sind wir aber froh diesem Krach der Zikaden hier zu entkommen und flüchten in unser gekühltes Auto. Auf dem Weg zurück frage ich Phung nach den schönen Gärten, die es hier in Huế geben soll. Diese stehen nicht bei uns im „Reiseprogramm“, aber wir haben uns ja vorher belesen. Phung hat natürlich auch gleich eine passende Antwort parat und wir fahren zu einem dieser besonderen Gärten in der Stadt. Wir sind etwas abseits gelandet in einem privaten „verwunschenen Garten“ – angelegt und gepflegt nach Feng Shui. Uns erwartet eine reizende ältere Dame, wie erfahren später, dass sie 93 Jahre alt ist. Wir entrichten einen kleinen Obolus in Dollar und dürfen im Haus Platz nehmen. Wir bekommen eine Tasse grünen Tee und Phung erzählt uns etwas über die ältere Dame und deren 73-jährige Schwester. Zum Tee gibt es noch ein paar Ingwerplätzchen – voll Bio. Die alte Dame fetzt irgendwie. Wir dürfen uns dann im Haus umsehen und auch durch den Garten spazieren. Eine gute Idee hierher zu fahren. Anschließend geht es in die berühmte Königsstadt – die Zitadelle. Vor den Toren zur kaiserlichen Stadt gibt es einen riesigen Platz den wir überqueren. Vietnamesische Schüler machen vor der Zitadelle ein Fotoshooting – in tollen Kleidern, hübsch herausgeputzt. Phung erzählt uns viel über die Geschichte und deren Bedeutung dieses Ortes für ihr Land. Alles kann man gar nicht im Kopf behalten – aber man beginnt zu verstehen, wie es die Vietnamesen geschafft haben, sich viele Jahrtausende gegen andere „Eindringlinge“ (wie China) zu wehren. Wir machen uns auf den Weg ins Innere der Kaiserstadt, die natürlich nach chinesischem Vorbild errichtet ist/wurde. Leider ist durch den Vietnamkrieg sehr viel zerstört, aber das was man zu sehen bekommt, lässt die Dimension erahnen, die sie einmal innehatte. Wir haben Glück mit dem Wetter, es ist bedeckt und trotzdem sehr heiß, wenn die Sonne noch scheinen würde wäre es beinahe unerträglich. In einem kleinen Kaffee machen wir eine Rast und Phung erzählt uns sehr viel über sich und ihr Land, sie will aber auch sehr viel von uns wissen. Wir führen sehr offene Gespräche mit ihr. Wir schauen uns viele Gebäude an, die verschiedenen Tore/Portale sind sehr interessant. Die verbotene Stadt ist sehr interessant. Man kann die verschiedene Gebäude und deren Funktion und Bedeutung im Nachhinein gar nicht erklären; gut dass es Reiseliteratur gibt, wo man das noch einmal in Ruhe nachlesen kann. Das Theater in der Zitadelle ist auch sehr schön hergerichtet. Unterwegs sieht man, wie sich die Vietnamesen um die Restaurierung kümmern; das mit beschaulichen Methoden, die bei uns nicht oder kaum funktionieren würden. Nach dem Aufenthalt in der Zitadelle besuchen wir als nächstes den Dong Ba Markt in der Stadt. Hier ist es ziemlich voll und die Vietnamesen wuseln hier herum. Es gibt alles erdenkliche, was man sich vorstellen kann. Wir probieren auch hier und da etwas, u.a. Dampfnudeln mit einer „Fleischfüllung“ – lecker. Es ist so interessant die Leute bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten zu beobachten; ich hätte hier Stunden verbringen können. Es ist dann schon etwas später am Tag (so 17.00 Uhr) und es steht noch der Besuch eines Kaisergrabes auf dem Programm. Wir haben uns für das Kaisergrab von Tu Doc entschieden; ein wohl nicht so sehr beliebter Kaiser zu seiner Zeit. Da es schon relativ spät ist, haben wir das Glück nicht mehr im Heer von tausend Touristen unterwegs zu sein – wir sind fast alleine. Phung erzählt uns natürlich sehr viel über diese Anlage, aber auch in den Nebensätzen erfahren wir viel über das Leben der Menschen im Land. Die langsam nun scheinende Sonne geht langsam unter und wir haben dadurch fantastisches Licht zum Fotografieren hier. Wir ruhen uns kurz im Teehaus am See aus bevor wir zurück ins Hotel starten. Wir verabschieden uns von Phung, denn am nächsten Tag haben wir „FREI“ – also ohne Reiseleitung. Wir erfahren noch ein paar Tipps von Phung. Im Hotel machen wir uns nach diesem ereignisreichen Tag etwas frisch und haben Zeit Luft zu holen. Dann machen wir uns auf den Weg nach etwas essbaren. Wir werden fündig im Restaurant… Wir platzieren uns und wählen aus, man kann echt sagen dass es toll schmeckt. Anschließend schlendern wir noch ein bisschen durch die Stadt zurück zum Hotel, die Orientierung ist nicht einfach. Unterwegs werden auf einem Markt noch ein paar Hüte gekauft – zum Schutz vor der teilweise sengenden Sonne. Das Handeln auf dem Markt ist witzig…